Die Wortmeldung von Christina Rüdiger im Stadtparlament vom 3. Februar 2022 im Wortlaut (im Parlament teilweise frei gesprochen):
Stellungnahme zur Antwort des Stadtrats auf die Interpellation 281
«Zertifikatspflicht in Wiler Stadtbibliothek – Online-Ausleihe
Sehr geehrter Herr Parlamentspräsident, sehr geehrte Frau Stadträtin,
sehr geehrte Stadträte, sehr geehrte Anwesende im Saal und an den Bildschirmen
Ich danke dem Stadtrat für die Antwort, nehme sie so entgegen, finde sie aber etwas mutlos.
Ich möchte das gern kurz begründen.
Motivation der Interpellation war der Anruf einer Mutter, die – damals nicht geimpft – überhaupt keinen Zugang zu irgendwelchen Medien der Stadtbibliothek hatte. Auch online wollte man ihr keinen Zugang gewähren.
Ich fand das eine extreme Form der Ausgrenzung und offenbar hat das auch das Personal der Stadtbibliothek – vielleicht mit Anschub des Stadtrats – dank meiner Interpellation noch einmal überdacht. Jedenfalls wurde die Regelung plötzlich entschärft und kurze Zeit später durfte sie online ihre Bücher bestellen und draussen in einem Körbchen entgegennehmen.
Für mich ist damit die Situation zwar weniger drastisch, aber die Diskriminierung ist nicht behoben.
Inzwischen hat es sich herumgesprochen und wird auch offiziell nicht bestritten, dass sich auch doppelt und dreifach Geimpfte anstecken und das Virus weitergeben können. Eine Unterscheidung zwischen Geimpften und Ungeimpften macht also nicht wirklich Sinn. Man müsste testen, wenn man es wirklich wissen wollte.
Möglicherweise weiss der Stadtrat dies auch. Und ich weiss, dass es kantonale Vorgaben gibt.
Aber ich möchte trotzdem dies einfach mal zu bedenken geben.
Ich erinnere an das Stichwort «Gemeinsam», was heute im Traktandum 1 mehrfach gefallen ist. Und im Traktandum 4 war wiederholt von «Ausschluss» die Rede.
Auch zum Beispiel im Schwimmbad wird nach wie vor nach diesem äusserst fragwürdigen Kriterium selektioniert wird. Eltern mit ihren Kindern müssen draussen bleiben, wenn sie sich nicht impfen lassen wollen. Auch der Besuch der Volkshochschule ist nicht mehr möglich. Ich könnte noch mehr Beispiele bringen, unterlasse das jetzt aber.
Und dies alles betrifft 30% der Bevölkerung.
Ich finde, das ist eine beschämende und unhaltbare Situation für eine freie und offene Gesellschaft.
Ganz am Schluss möchte ich noch erwähnen, dass ich es schade finde, wenn jemand, der über diese Problematik mit der Behörde ins Gespräch kommen möchte, über Monate, genauer gesagt seit Oktober letzten Jahres, bis heute keinen Termin für ein Gespräch erhält.
Und es ist nicht untergegangen. Ich selbst habe vor ein paar Wochen noch einmal nachgedoppelt und die Antwort erhalten: «Ja, ja, das läuft. Da kommt noch ein Gespräch.»
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Die Interpellation von Christina Rüdiger als PDF zum abrufen: https://www.stadtwil.ch/_docn/3309974/IN_281_Rudiger_Zertifikatspflicht_in_Wiler_Stadtbibliothek__Online-Ausleihe_Wortlaut.pdf
Die Antwort des Stadtrates kann hier als PDF abgerufen werden: https://www.stadtwil.ch/_docn/3415906/IN_281_Christina_Rudiger_SVP-Fraktion_Zertifikatspflicht_in_Wiler_Stadtbibliothek.pdf
