Wiler Politikerin Christina Rüdiger wehrt sich gegen das Gendern!

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Elia Fagetti

«Gendern ist grammatikalischer Nonsens»: SVP-Politikerin Christina Rüdiger wehrt sich gegen das Gendern in offiziellen Dokumenten der Stadt Wil

Ende Februar reichte Christina Rüdiger von der SVP zusammen mit anderen Unterzeichnern eine Interpellation ein. Darin fragt sie den Stadtrat, wie überhaupt die Sprachregelung im öffentlichen Dienst aussieht.

Ist der Stadtrat auch der Meinung, dass die offiziellen Texte der Wiler Stadtverwaltung regelkonform abgefasst sein müssen? Das fragt Christina Rüdiger in ihrer Interpellation an den Stadtrat. Neben ihr unterzeichneten unter anderen auch Benjamin Büsser, Pascal Stieger, Klaus Rüdiger, Andreas Hüssy, Stefanie Marty, Marco Albrecht, Lukas Schobinger und Patrik T. Lerc die Interpellation. Konkret geht es der Germanistin um Grammatik und schleichenden Sprachwandel.

Beweggrund für ihre Interpellation war für Rüdiger die Interpellation «Politische Bildung an Wiler Schulen» der Grünen-Politikerin Meret Grob. Darin wurde der Beruf Forscher gegendert. «Das war für mich der Anstoss, das Thema einmal grundsätzlich anzuschauen», meint die Germanistin. Im Kanton St.Gallen wird in offiziellen Schreiben nicht gegendert. Anders ist es auf Bundesebene. Die Bundesbehörden sind verpflichtet, auf geschlechtergerechte Formulierungen zu achten.

Sprachliche Geschlechter über Jahrhunderte gewachsen

Ebenso sei Gendern sprachlicher Blödsinn. Die Geschlechter der Nomen sind historisch gewachsen und haben nichts mit dem biologischen Geschlecht zu tun. Der Tisch, die Lampe, das Messer – warum hier unterschiedliche Geschlechter verwendet werden, kann die Sprachwissenschaft bis heute nicht beantworten. «Für das Geschlecht eines Wortes verantwortlich sind bespielsweise die Wortendungen. Bei Endungen wie -schaft wird das Wort immer feminin sein. Zum Beispiel ‹die Fussballmannschaft›», sagt Rüdiger. Hinzu komme, dass etwas mehr als 46 Prozent aller Nomen in der deutschen Sprache im Singular weiblich sind. Im Plural sind alle Nomen feminin. «Aber deshalb ist die Sprache nicht weiblich», sagt Rüdiger.

Rüdiger bringt ein anderes Beispiel: das Partizip 1. Also beispielsweise die Studierenden. Sie hat damit ein Problem, weil rein grammatikalisch diese Wortform Studenten meint, die gerade in diesem Moment aktiv am Studieren respektive am Lernen sind. Konsequent angewendet müsse man in Zukunft auch von «Backenden» statt Bäckern sprechen. «Gendern ist grammatikalischer Nonsens», meint die SVP-Politikerin.

Gerade Migranten leiden unter solchen Regeln

Ein weiterer Punkt ihrer Argumentation sind Migranten. Sie kommen und müssen die deutsche Sprache lernen, wenn sie sich zurechtfinden wollen. Sprache dient der Verständigung. «Am ehesten leiden hier genau jene, welche doch schützenswert sind und unsere Hilfe brauchen», sagt Rüdiger.

Rüdiger führt ihre Argumentation aus: «Bis in den Barock hatten wir keine allgemeinen Sprachregeln. Damals war es ein Privileg einiger weniger, sich zu bilden. Dann begann man Regeln aufzustellen, damit jeder verstehen kann, was geschrieben wird. Schlussendlich ist es das Gleiche mit den Migranten. Sie haben es schwer, Deutsch zu lernen, und wir machen es mit dem Gendern komplizierter, als es sein müsste.»

Doch wie sieht es die Stadt selbst? Auf Anfrage sagt der Kommunikationsverantwortliche der Stadt Wil, Michel Burtscher, dass man zu laufenden Vorstössen keine Stellung beziehe.

Mitglied Stadtparlament
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Christina Rüdiger