Klimanotstand ausgerufen – Wieso finanziert man Künstlern dennoch Aufenthalte auf anderen Kontinenten?

Marcel Baumgartner, Die Ostschweiz

Klimanotstand ausgerufen – Wieso finanziert man Künstlern dennoch Aufenthalte auf anderen Kontinenten? – Die Ostschweiz

Andreas Hüssy, Präsident der SVP Stadt Wil, kritisiert die Kulturförderung der Stadt. Insbesondere stört er sich daran, dass man Atelier-Stipendien auf «der anderen Seite der Erde» finanziert.

Kürzlich veröffentlichte die Stadt Wil eine Ausschreibung für ein Atelierstipendium in Buenos Aires im nächsten Jahr – vorbehältlich der Bewilligung des Budgetpostens durch das Stadtparlament. Dies soll Künstlern und Künstlerinnen mit Wohnsitz, Wirkungsort oder starkem Bezug zu Wil ermöglichen, sich zu entfalten und zu reifen.

Beim Präsidenten der städtischen SVP löst dieser Umstand Kopfschütteln aus. In einer Anfrage an den Stadtrat hält Andreas Hüssy fest: «Vor nicht allzu langer Zeit wurde vom Stadtparlament – gegen den Willen der SVP-Fraktion – der Klimanotstand ausgerufen. Dieser scheint nun vorbei zu sein, ansonsten würde die Stadt nicht aktiv Stipendien ausschreiben für Aufenthalte auf der anderen Seite der Erde.»

Wenn man weiter bedenke, was alles an Kunst gefördert werde, stelle sich dann noch die Frage, anhand welcher Kriterien die Kulturkommission als Jury den Gewinner oder die Gewinnerin ermittelt. «Geradezu peinlich war es Ende 2022, als die Stadt ein Musik-Duo mit einem Förderpreis ausgezeichnet hatte, das kurz darauf im Staats-Fernsehen gegen eine andersdenkende Politikerin hetzte», so Hüssy in seinem Schreiben weiter.

Aufgrund dieser Ausgangslage bittet der SVP-Politiker den Stadtrat um Beantwortung einiger Fragen.

Er will unter anderem von ihm wissen, ob der Klimanotstand der Stadt nun aufgehoben werden könne, da Flüge in alle Welt gefördert werden. Und weiter: «Sollte der Stadtrat nicht dieser Meinung sein, wäre es nicht angebrachter, die zur Verfügung stehenden Auslandsateliers in Genua oder Belgrad zu nutzen, statt auf anderen Kontinenten?»

Hüssy möchte zudem wissen, welchen genauen Nutzen Steuerzahlende der Stadt von diesen durch sie finanzierte Atelierplätze haben und nach welchen Kriterien die besagten Künstlerinnen und Künstler ausgewählt werden.

Präsident SVP Stadt Wil Mitglied Stadtparlament Mitglied Geschäftsprüfungskommission
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Andreas Hüssy