Wiler Zeitung – Christina Rüdiger aus Wil tritt bei Freunde der Verfassung zurück

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Larissa Flammer

Rücktritt nach internen Beleidigungen und Drohungen: Warum die Wilerin Christina Rüdiger trotzdem positiv auf ihre Zeit im Vorstand der Verfassungsfreunde zurückblickt

SVP-Stadtparlamentarierin Christina Rüdiger aus Wil engagierte sich fast zweieinhalb Jahre bei den Freunden der Verfassung. Jetzt ist Schluss, zusammen mit einer Mehrheit des Vorstandes tritt sie zurück.

Fünf Vorstandsmitglieder – darunter die Co-Präsidentin – und zwei Beiräte haben am Sonntag ihren Rücktritt aus dem nationalen Verein Freunde der Verfassung angekündigt. Unter ihnen ist auch die Wilerin Christina Rüdiger, die sich seit der Gründung im Sommer 2020 beim Verein engagierte und im Frühling 2021 in den Vorstand gewählt wurde. Die Verfassungsfreunde wehrten sich in erster Linie gegen das Covid-19-Gesetz und haben mehrere Referenden organisiert.

Die Rücktritte, durch die der Verein zurzeit nicht mehr handlungsfähig ist, werden mit «unüberbrückbaren Differenzen» zu Co-Präsident Roland Bühlmann und den beiden noch verbleibenden Vorstandsmitgliedern begründet. In einem internen Newsletter an die über 20’000 Mitglieder ist von «gravierenden Ereignissen» die Rede: Beleidigungen, Drohungen und Machtdemonstrationen. Die Gruppe der Zurücktretenden empfiehlt, den Verein aufzulösen und das noch vorhandene Vereinskapital an andere Bürgerrechtsvereine zu spenden.

Bereits im vergangenen Winter kam es zu internen Streitigkeiten, in Folge derer schliesslich alle Vorstandsmitglieder ihr Amt zur Verfügung stellten und es zu Neuwahlen kam. Christina Rüdiger, die sich zusammen mit weiteren Vorstandsmitgliedern erneut zur Verfügung stellte, wurde wiedergewählt.

Motiv war der Schutz der Verfassung

Die Wilerin, die seit Januar 2021 für die SVP im Stadtparlament sitzt, blickt auf Anfrage der «Wiler Zeitung» auf ihre Zeit bei den Verfassungsfreunden zurück. Trotz der internen Streitigkeiten hege sie keinen Groll. Die Politikerin sagt: «Es war eine schöne, spannende und inspirierende Zeit.» Sie habe viele Menschen kennen gelernt und gute Freunde gefunden.

«Es war eine positive Erfahrung und ich habe es gerne gemacht.» 

Ihr Motiv für das Engagement sei die Verfassung gewesen. «Diese ist in der Schweiz zentral, sie ermöglicht der Bevölkerung ein Mitspracherecht. Das macht mir Eindruck», sagt Rüdiger, die ursprünglich aus Deutschland kommt. Sie hätte sich gefreut, wenn die Verfassungsfreunde weiterhin aktiv geblieben wären und bei allen möglichen Themen – nicht nur Corona – auf den Schutz der Bundesverfassung geachtet hätten. 

Im Vorstand für die Regio-Gruppen zuständig

Rüdiger, die als Kantonsschullehrerin tätig war, wurde im Sommer 2020 pensioniert und trat gleich nach der Gründung des Vereins als Mitglied bei. «Ich hatte Zeit und habe Regio-Gruppen gegründet, damit sich die Mitglieder austauschen konnten und Ansprechpersonen hatten.» Nachdem Initiant Christoph Pfluger im Winter 2021 aus dem Vorstand ausgetreten war, wurde Rüdiger für das Amt angefragt, wo sie nach ihrer Wahl weiter für die Regio-Gruppen zuständig war.

Zu den Streitigkeiten sagt sie: «Wir sind extrem schnell gewachsen, das war sicher mit ein Grund für die Schwierigkeiten.» Der Verein sei quasi ein Dach gewesen über eine riesig breite Bewegung: von links bis rechts, von atheistisch bis religiös oder esoterisch. Rüdiger betont vor allem die Erfolge der Verfassungsfreunde. Sie hätten unter anderem dafür gesorgt, dass der Bundesplatz vor etwas über einem Jahr übervoll war mit Menschen, die sich gegen die staatlichen Coronamassnahmen wehrten.

Mit den anderen zurücktretenden Vorstandsmitgliedern und Beiräten, mit denen sie gute Freundschaften pflege, werde sie «garantiert in Kontakt bleiben», sagt die Wilerin. Die Gruppe werde sich auch Gedanken machen, ob und wie sie sich erneut engagieren wolle. Dazu sei aber noch keine Zeit gewesen. Fürs Erste liege ihr Fokus auf dem Stadtparlament.

Mitglied Stadtparlament
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Christina Rüdiger