Wiler Zeitung: Das sagen Parteien zur Netzergänzung Nord nach Nein zu Wil West

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von Sabrina Manser

Von «Legitimation noch weniger gegeben» bis «notwendig»: So äussern sich die Grünen Prowil und die SVP zur Netzergänzung Nord nach der Abstimmungsniederlage von Wil West

Für die Stadt Wil ist auch nach der Abstimmung zur Arealentwicklung klar: Die Netzergänzung Nord braucht es noch immer. Das sieht auch die SVP Stadt Wil so. Die Grünen Prowil hingegen haben klare Forderungen, wie die Umfahrung nun angepasst werden sollte.

Die Aussage der Kantone St.Gallen und Thurgau sowie der Stadt Wil ist nach dem Nein zu Wil West immer noch klar: Mit der Arealentwicklung soll es weiter gehen. Die gegnerischen Parteien sehen das jedoch teilweise anders, sie finden, der Volkswille müsse akzeptiert werden. Wie es mit Wil West wirklich weiter geht, wird sich zeigen.

In der Stadt Wil sind diverse Verkehrsprojekte mit dem Grossprojekt verknüpft. So beispielsweise die Netzergänzung Nord. Wie der Wiler Stadtpräsident, Hans Mäder, diese Woche in einem Interview mit dieser Zeitung sagte, geht es mit den Verkehrsprojekten vorläufig normal weiter.

Vorausgesetzt, die Arealentwicklung oder zumindest der Autobahnanschluss werden realisiert. Dennoch stellt sich die Frage, ob die geplante Umfahrung nach der Abstimmungsniederlage noch immer gerechtfertigt ist. In der Wiler Lokalpolitik gibt es unterschiedliche Auffassungen.

Netzergänzung nur ohne Kulturlandverlust

Für Guido Wick, Fraktionspräsident der Grünen Prowil, ist klar:

«Wenn die Arealentwicklung Wil West nicht kommt, ist die Legitimation für die Netzergänzung Nord in dieser Form noch weniger gegeben.»

Denn: Die Entlastungswirkung sei ohnehin sehr bescheiden, so Wick. 

Die Abstimmung habe zudem gezeigt, dass die Gegner von Wil West keinen Grünlandverbrauch dulden. Das gelte auch für die geplante Umfahrung, die Bronschhofen mit dem geplanten Autobahnanschluss im Westen der Stadt verbinden soll. Wick sagt: «Wenn die Umfahrung kommt, dann muss sie zwingend auf der bestehenden Strasse, also der Industriestrasse und durch einen Tunnel geführt werden. Das ist für uns noch klarer geworden.» Das Projekt sieht einen 410 Meter langen Tunnel vor.

Ganz gegen die Netzergänzung Nord ist Wick nicht. Er sagt, man werde das Projekt unter folgenden Bedingungen mittragen: Berücksichtigung der Bedürfnisse der Wohnbevölkerung, Maximalgeschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde und kein Kulturlandverlust. Darüber müsse man, sobald der Ärger der Abstimmung verflogen sei, eine sachliche Diskussion führen. Priorität für die Grünen Prowil habe jedoch die Gestaltung der bestehenden Strassen in Wil.

Das Nein zu Wil West habe auch gezeigt, dass man nicht nur die Interessen der Industrie, sondern auch anders gelagerte Interessen berücksichtigen müsse, fährt Wick fort. «Wir brauchen die Haltung, dass wir Projekte gemeinsam machen. Alle müssen sich darin sehen können.»

Auch für eine Netzergänzung Nord gilt es, eine Mehrheit zu gewinnen. Die Abstimmung darüber ist für Ende 2023 vorgesehen. Nur leider habe man diese Chance bei der Netzergänzung Nord verpasst, denn die Linienführung war nicht Teil der Mitwirkung, was eine «Farce» sei, wie Wick sagt.

Den Verkehr aus der Stadt bringen

Bei Andreas Hüssy, Präsident der SVP Stadt Wil, klingt es anders.

«Selbst wenn die Arealentwicklung Wil West nicht kommen sollte, braucht es die Netzergänzung Nord.»

Weiter sagt er: «Jeder, der schon durch das Zentrum von Wil gefahren ist, wird das bestätigen.» Für ihn sei klar, dass es eine Zentrumsentlastung brauche. Und diese gebe es nur, wenn der Durchgangsverkehr nicht mehr durch die Stadt führe.

Der Schwanenkreisel könne den Verkehr kaum noch schlucken, so Hüssy. Also brauche es den Weg von der neuen Autobahnausfahrt Wil West über die Netzergänzung Nord nach Bronschhofen. Weiter noch: «Nicht nur die Netzergänzung Nord ist notwendig, auch die Umfahrung im Osten der Stadt braucht es», sagt der Politiker. Daran habe auch die Abstimmung vom vorletzten Sonntag nichts geändert. «Wil West ist nicht vom Tisch», sagt Hüssy, «die SVP Stadt Wil steht noch immer hinter dem Projekt.»

Dasselbe gelte für Wil Vivendo, also die 40 geplanten Verkehrsmassnahmen rund um den Autobahnanschluss Wil West. «Ich gehe davon aus, dass die Stadt daran festhält», so Hüssy. Es sei ein stimmiges Gesamtpaket für die Strasseninfrastruktur. Der SVPler sagt:

«Wir wollen weniger Verkehr in der Stadt.»

Präsident SVP Stadt Wil Mitglied Stadtparlament Mitglied Geschäftsprüfungskommission
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Andreas Hüssy