Gare de Lion befürchtet SVP-Angriff auf Sanierungskredit – nun ruft der Verein zum Parlamentsbesuch auf

Gare de Lion: Stadtparlament Wil entscheidet über Sanierungskredit (tagblatt.ch)

Wiler Zeitung: Alain Rutishauser

Am Donnerstag stimmt das Wiler Stadtparlament über einen Sanierungskredit für das Kulturlokal Gare de Lion ab. Im Vorfeld werden kritische Stimmen von bürgerlicher Seite laut – und der Verein Gare de Lion ruft dazu auf, im Parlament Farbe zu bekennen.

«Zieht eure Gare-de-Lion-Hoodies und -Shirts an und füllt die Besucherplätze. Zeigen wir gemeinsam Präsenz!» Der Aufruf des Vereins Gare de Lion gilt der bevorstehenden Sitzung des Wiler Stadtparlaments vom Donnerstag, 15. Februar. Dort wird das Traktandum «Gare de Lion» behandelt. Für das durch die Jahre gezeichnete Kulturlokal wird ein Sanierungskredit von 4,3 Millionen Franken beantragt. Die Kommission wird dem Parlament derweil einen Gegenantrag stellen, wonach der Verein einen Anteil von 355’000 Franken selber berappen soll.

Das Projekt wird letztendlich teurer, als im Budget 2020 vorgesehen: Damals war ein Planungskredit von 3,4 Millionen Franken vorgesehen.

Gare-de-Lion-Präsident Manuel Quinter rechnet im Stadtparlament mit 30 Unterstützerinnen und Unterstützern in Gare-de-Lion-Kleidung. Zum Gegenantrag der Kommission sagt er: «Wir sind grundsätzlich offen für die Idee, dass sich der Verein an den Sanierungskosten beteiligt.» Der Verein hat nun einen Gegenvorschlag vorbereitet, der rund 120’000 Franken tiefer ist als die geforderten 355’000 Franken der Kommission. Die Grünen werden besagten Gegenvorschlag im Stadtparlament vorbringen. «Wie viel wir schlussendlich beisteuern müssen, werden wir am Donnerstag sehen», sagt Quinter.

Von Parlamentsmitgliedern hat der Verein Gare de Lion nun aber erfahren, dass die SVP den Sanierungskredit torpedieren will.

SVP-Fraktion will Rückweisungsantrag stellen

Andreas Hüssy, Präsident der SVP Wil, bestätigt auf Anfrage: «Ein Teil unserer Fraktion will einen Rückweisungsantrag stellen, mit einem Kostendeckel von 2,5 Millionen Franken.» Hüssy betont, dass die SVP-Fraktion nicht grundsätzlich gegen den Gare de Lion oder deren Sanierung sei. Doch der Verein wolle eine «eierlegende Wollmilchsau», sprich die Stadt Wil solle möglichst alle Kosten übernehmen. Hüssy sagt: «Es geht nicht darum, gegen den Gare de Lion zu schiessen, sondern darum, einen vernünftigen Kredit auszuarbeiten.»

Hüssy erklärt, dass er klar gegen den Sanierungskredit von 4,3 Millionen Franken stimmen wird. Er gibt zu bedenken, dass der Gare de Lion auch aus den Leistungsvereinbarungen mit der Stadt Wil und dem Kanton jährlich Geld erhält. «Der Verein hat kein Bedürfnis, den Betrieb kostendeckend zu führen. Da ist für mich irgendwann eine Schwelle erreicht, wo langsam genug ist.»

Ob die SVP-Fraktion mit dem Rückweisungsantrag Erfolg haben wird, bleibt laut Andreas Hüssy abzuwarten, zumal selbst innerhalb der Fraktion nicht jeder gegen den Sanierungskredit sei.

Restliche Parteien begrüssen den Sanierungskredit

Auf Nachfrage bei den restlichen Parteien in Wil wird klar, dass die SVP-Fraktion mit ihrem Anliegen alleine dasteht. Die SP und die Grünen bestätigen, dass sie den Sanierungskredit einstimmig annehmen werden. Auch die Mitte Wil teilt mit, dass sie den Sanierungskredit grundsätzlich begrüssen. Mitte-Präsidentin Eliane Keller-Hollenstein sagt: «Wir vertreten jedoch die Ansicht, dass der Verein einen Teil der Kosten mitzutragen hat.»

Auf Anfrage schreibt Ronja Stahl, Co-Präsidentin der SP Wil: «Der Gare de Lion ist eine Kulturinstitution, die Wil seit 30 Jahren zu einer lebenswerteren Stadt macht. Die Institution wird durch unzählige Stunden Freiwilligenarbeit getragen und ist gerade für Junge von unschätzbarem Wert.» Wer in der letzten Zeit dort war, wisse, dass die Sanierung mehr als notwendig und sicher kein Luxus sei.

Und Sebastian Koller von den Grünen Prowil schreibt: «Wir setzen uns mit Vehemenz für den Sanierungskredit ein. Das Bauprojekt ist überzeugend und auch in finanzieller Hinsicht angemessen.» Nun stehe die Stadt Wil als Gebäudeeigentümerin in der Pflicht, die längst überfällige Sanierung rasch vorzunehmen. Ansonsten müsse der Betrieb womöglich bald eingestellt werden.

FDP kritisiert Versäumnisse des Baudepartements

Selbst die FDP schreibt, dass sie den Bruttokredit bewilligen werde – vorausgesetzt, der Verein beteilige sich mit den von der Kommission geforderten 355’000 Franken.

Die FDP findet, dass der Gare de Lion als wichtige kulturelle Institution auch über die Stadtgrenzen hinaus strahle und für die Stadt Wil eine Visitenkarte darstelle. «Trotz des unbestrittenen Bedarfs vermag das vorliegende Projekt nicht in allen Punkten zu überzeugen», schreibt die städtische FDP. Man bedauere, dass das Baudepartement unter der Leitung von SVP-Stadträtin Ursula Egli die Aufträge des Parlaments nicht erfüllt habe – konkret die Einhaltung des finanziellen Rahmens und die Prüfung eines Neubaus.

Trotz allem erachtet es die FDP nicht als zielführend, das Traktandum nun zurückzuweisen, zumal damit primär der Verein Gare de Lion für die Versäumnisse des Baudepartements bestraft würde.

Präsident SVP Stadt Wil Mitglied Stadtparlament Mitglied Geschäftsprüfungskommission
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Andreas Hüssy