Wiler Parlament gibt grünes Licht: Der Gare de Lion darf saniert werden, der Verein übernimmt 230’000 Franken der Kosten

Gare de Lion: Parlament winkt Sanierungskredit durch (tagblatt.ch)

Wiler Zeitung: Alain Rutishauser

Der Stadtrat beantragte in der Parlamentssitzung einen Kredit von 4,3 Millionen Franken für die überfällige Sanierung des Kulturlokals Gare de Lion. Letztendlich entschied sich das Parlament für einen Gegenantrag der Grünen, wonach sich der Verein Gare de Lion mit 230’000 Franken an den Sanierungskosten beteiligt.

Dem Aufruf des Gare de Lion, im Stadtparlament Präsenz zu zeigen, kamen rund 50 Besucherinnen und Besucher nach. Knapp die Hälfte davon in Gare-de-Lion-Shirts und -Hoodies gekleidet. Dass das Traktandum «Gare de Lion» ein grosses Anliegen im Parlament ist, zeigten nebst gefüllten Besucherrängen auch die zahlreichen Wortmeldungen der Parlamentsmitglieder. Der Stadtrat beantragte einen Kredit von 4,3 Millionen Franken für den dringend sanierungsbedürftigen Gare de Lion.

Als Erstes ergriff SVP-Präsident Andreas Hüssy das Wort: Eine Mehrheit der SVP fordere einen Rückweisungsantrag. «Kultur muss einen Platz in Wil haben, aber ein vernünftiges Preisetikett ist zwingend notwendig», gab Hüssy zu bedenken. Die SVP verlange, die Projektkosten auf 2,5 Millionen Franken zu senken.

Michael Sarbach (Grüne Prowil), seit 2008 Vorstandsmitglied des Vereins Gare de Lion, entgegnete: «Niemand hätte etwas dagegen, wenn das Projekt günstiger wäre.» Aber seitens des Projektteams sei mehrfach nachvollziehbar dargelegt worden, dass ein kostengünstigeres Projekt schlicht nicht möglich sei. Der vorliegende Vorschlag sei alles andere als eine Luxuslösung, sondern eher eine Minimallösung.

Der Rückweisungsantrag wurde denn auch klar mit 31 Nein- gegenüber 6 Ja-Stimmen abgelehnt.

Einigkeit darüber, dass Verein einen Teil der Kosten übernehmen soll

Weiter ging’s mit dem Bericht der Bau- und Verkehrskommission (BVK), vorgetragen vom Vorsitzenden Urs Etter (FDP). «Der Antrag des Stadtrats erfüllt unseren Auftrag leider nicht, ein Neubau wurde nicht geprüft.» Die Kommission stellte daher einen Gegenantrag, wonach ein Bruttokredit von 3,9 Millionen Franken genehmigt und der Verein 355’000 Franken der Kosten tragen würde.

Cornelia Kunz (FDP) gab zu wissen, dass ihre Partei den Antrag der BVK einstimmig befürworte. «Seitens des Vereins besteht relativ wenig Wille, eigene Mittel zu beschaffen, wenn die nötigen doch auch einfach von der öffentlichen Hand beschafft werden könnten», sagte Kunz gegenüber dem Parlament.

Schliesslich trat Guido Wick von den Grünen Prowil vor die anwesenden Parlamentsmitglieder und trug den Gegenantrag seiner Partei zum Gegenantrag der Baukommission vor. Nach Ansicht der Grünen solle der Verein lediglich 230’000 Franken der Sanierungskosten übernehmen, statt die von der Kommission vorgeschlagenen 355’000 Franken. «Der Verein hat uns bestätigt, dass dieser Betrag zu stemmen wäre, selbstverständlich unter gewissen Schmerzen», sagte Wick. Die enorme, meist ehrenamtliche Arbeit des Vereins gelte es zu würdigen, indem man ihm nicht noch mehr Geld abknöpfe. Daher sei der Antrag der BVK abzulehnen.

Timo Räbsamen (SP) empfahl hingegen den ursprünglichen Antrag des Stadtrats. «Der Gare de Lion hat der Stadt als Eigentümerin des Hauses in den vergangenen 30 Jahren kaum Investitionen gekostet», argumentierte er. Die SP sei überzeugt, dass sich der Verein auch ohne zwingende Eigenbeteiligung einsetzen und Geld aufbringen werde.

Nach knapp zwei Stunden Diskussion war es schliesslich an der Zeit, über die Anträge abzustimmen. Erst setzte sich der Antrag der Grünen knapp gegenüber dem BVK-Antrag durch. Dann wurde ein Zusatzantrag der Mitte angenommen, wonach der Kostenpunkt «Kunst am Bau» in Höhe von 60’000 Franken aus dem Kredit gestrichen wurde. Und schliesslich wurde der Antrag der Grünen mit 29 Stimmen gegenüber 10 Stimmen für den Antrag des Stadtrats genehmigt.

Applaus von den Rängen brandete auf, doch nur kurz, denn SVP-Wil-Präsident Hüssy marschierte nochmals zum Redepult. Und beantragte das Ratsreferendum, wonach der Sanierungskredit vors Stimmvolk gekommen wäre. Der Antrag wurde jedoch mit 19 Nein- gegenüber 8 Ja-Stimmen bei einer Enthaltung relativ klar abgelehnt.

Nochmals Jubel und Applaus von den Rängen, diesmal etwas ungehaltener. Immerhin ist damit die Zukunft des Gare de Lion, im Parlament mehrfach als Leuchtturm der Stadt Wil bezeichnet, gesichert. Mit einer Lösung, die letztendlich allen – abgesehen von Teilen der SVP-Fraktion – passen sollte.

SVP-Parlamentarier Marco Albrecht zeigte sich schliesslich versöhnlich und sagte: «Der erkennbare Wille des Vereins, sich am Projekt zu beteiligen, ist erfreulich.» Ob dies nun mit 355’000 oder 230’000 Franken sei, spiele für ihn letztendlich keine grosse Rolle. Albrecht verkündete, dass die SVP-Fraktion mehrheitlich für den Antrag der BVK stimmen werde, er selbst tendiere eher zum Vorschlag der Grünen. «Auch wenn das unangenehm für mich werden könnte», entgegnete er, was mit einigem Gelächter aus dem Parlament quittiert wurde.

Präsident SVP Stadt Wil Mitglied Stadtparlament Mitglied Geschäftsprüfungskommission
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Andreas Hüssy