Trotz Widerstand der SVP: Wiler Stadtparlament bestätigt Gas-Ausstieg bis 2050

Stadtparlament Wil setzt Gas-Ausstieg der TBW auf 2050 fest (tagblatt.ch)

Tagblatt: Michael Nittnaus

Das Gasnetz der Technischen Betriebe Wil soll definitiv stillgelegt werden. Nur die SVP wehrte sich gegen den Fahrplan der Exit-Strategie des Stadtrates.

Das 2022 verabschiedete Programm «Kommunaler Klimaschutz Wil» legte es fest: Die Äbtestadt soll den CO2-Ausstoss bis 2050 auf Netto-Null reduzieren. Um dies erreichen zu können, ist unter anderem ein Wechsel von fossiler zu klimafreundlicher Heizenergie nötig. Genau das sieht die Gasnetzstrategie des Stadtrates für die Technischen Betriebe Wil (TBW) vor.

Am Donnerstagabend musste das Stadtparlament nicht direkt über die Strategie, sondern über einen Reglementsnachtrag befinden. Denn bis heute ist im TBW-Reglement der Betrieb der Gasversorgung als Aufgabe der Stadt festgehalten. Mit 30 Ja- gegen 9 Nein-Stimmen entschied das Parlament nun, dies zu streichen. Einzig die SVP-Fraktion stimmte dagegen. Damit ist der Weg frei, dass ab dem Jahr 2050 auf dem Gebiet der Stadt kein Gas mehr geliefert, die Gasversorgung also eingestellt wird.

Gas ist heute die grösste Einnahmequelle der TBW

Dass dies eine Mammutaufgabe ist, stellte keine Fraktion in Abrede, führen doch 565 Kilometer Gasleitungen unter dem Boden Wils hindurch, die heute noch rege genutzt werden. Klaus Rüdiger von der SVP hielt fest: «Gas ist heute die grösste Einnahmequelle der TBW. Und wir stellen sie freiwillig ab.»

Der finanzielle Aspekt beschäftigte durchaus auch die anderen Parteien: «Die Kosten und das finanzielle Risiko des Gas-Ausstiegs treiben uns um. Werden am Ende die Steuerzahler zur Kasse gebeten?», fragte etwa der Grünliberale Harry Huber im Namen der FDP/GLP-Fraktion.

Im Bericht des Stadtrates wird diesbezüglich versichert, dass die Kosten für die Stilllegung der Gasinfrastruktur und den Ausstieg aus der Gasversorgung – geschätzte 14 Millionen Franken – «durch das Gasgeschäft selbst finanziert werden». Der Rückbau der stillgelegten Leitungen wird auf weitere 29 Millionen Franken geschätzt, wobei noch unklar ist, ob sie nicht doch anders genutzt werden können.

SVP geht es zu schnell, den Grünen zu langsam

Rüdiger kritisiert, dass die letzten verbliebenen Gaskunden der TBW die Zeche zahlen müssen. Umgekehrt begrüsst dies Guido Wick von den Grünen Prowil ausdrücklich: «Die Gaskunden sollen den Rückbau finanzieren, denn sie haben jahrelang von tiefen Preisen profitiert, während andere schon auf klimafreundliche, aber teurere Heizsysteme umgestiegen sind.»

«Die SVP stellt sich nicht gegen den CO2-Ausstieg», betonte Rüdiger. Das Tempo, das Wil anschlägt, sei aber zu hoch. Noch gute und rentable Gasleitungen sollten nicht zu schnell zurück gebaut werden. Hier verweist Rüdiger auf das «Modell Wattwil». Dort sollen rentable Gebiete vorerst ohne Ablaufdatum weiterversorgt werden.

Für die Grünen Prowil auf der anderen Seite ist das Tempo zu langsam, wie Wick betonte. Mit dem Entscheid des Parlaments wird dennoch die Strategie des Stadtrates unterstützt und das Ziel 2050 gesetzt. Für den zuständigen Stadtrat Andreas Breitenmoser (Mitte) ein wichtiger Schritt: «Mit der klaren Exit-Strategie bis 2050 schafft Wil nun Planungssicherheit.»

Mitglied Stadtparlament
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Klaus Rüdiger