«Vorwurf ist böswillige Unterstellung»

Wiler Nachrichten: «Vorwurf ist böswillige Unterstellung» (wiler-nachrichten.ch)

Lui Eigenmann, Wiler Nachrichten

Die Wiler Stadträtin Ursula Egli sieht sich derzeit mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Stadtparlamentarier Guido Wick wirft der Landwirtin in einer Interpellation Mobbing vor. In den WN äussert sich die Vorsteherin des Departements Bau, Umwelt und Verkehr (BUV) nun zu den Vorwürfen.

Wil

Ursula Egli, bei der letzten Parlamentssitzung und nach der Entschuldigung von Hans Mäder zur E-City-Wil-App betonte Vizestadtpräsident Dario Sulzer, es solle nun Ruhe einkehren und man wolle als Gesamtstadtrat Gas geben. Seit ein paar Tagen stehen nun aber Sie im Fokus der Aufmerksamkeit. Haben Sie das kommen sehen?

Ich habe munkeln hören, dass es einen kritischen Vorstoss mit Bemängelungen gegenüber dem BUV geben könnte, bin aber überrascht, dass daraus ein persönlicher Angriff gegen mich geworden ist.

Guido Wick (GrüneProwil) geht in einem politischen Vorstoss mit Ihnen als Wiler Bauchefin hart ins Gericht. Er gibt Ihnen die Hauptverantwortung für die Kündigung der Stadtplanerin Beatrice Aebi. Ist das so?

Wie überall gibt es auch innerhalb des BUV zeitweise unterschiedliche Meinungen, auch im Bereich der Stadtplanung. Das ist völlig normal. Inwieweit die Kündigung seitens der Stadtplanerin mit diesen unterschiedlichen Auffassungen zu tun hatte, müssten Sie diese direkt fragen.

Sie hätten erfolglos versucht, Beatrice Aebi zu entlassen, und hätten deren Kündigung beim Stadtrat beantragt, schreibt Guido Wick. Sie hätten zudem versucht, Ihrer Abteilungsleiterin den ordentlichen Stufenanstieg (Lohneinstufung) zu verweigern. Das Verhalten von Ihnen gegenüber der früheren Stadtplanerin sei gar Mobbing gewesen, so Guido Wick. Ein harter Vorwurf. Was entgegnen Sie?

Der Vorwurf des Mobbings ist eine böswillige Unterstellung. Für den Rest der Frage verweise ich auf die Antworten, die der Stadtrat auf die betreffende Interpellation geben wird.

Mobbing ist kein Kavaliersdelikt. Welche Meinung vertreten Sie in dieser Hinsicht?

Mobbing ist völlig inakzeptabel. Fühlt sich jemand gemobbt, ist es wichtig, dass sich diese Person beraten und helfen lässt.

SVP-Stadt-Wil-Präsident Andreas Hüssy wirft Guido Wick Bashing vor und droht nach der Interpellation mit einer Anzeige. Werden Sie diese auch unterzeichnen?

Das Thema wurde SVP-intern noch nicht abschliessend diskutiert.

In einer Mail an diese Zeitung schreiben Sie, dass Sie nach Veröffentlichung dieser Interpellation verschiedene Solidaritätsmeldungen aus der Bevölkerung bekommen haben. Wie haben sich diese geäussert?

Indem sie mir ihre Unterstützung zusicherten, meine Arbeit schätzen und sie gewürdigt haben, mir raten, ich solle durchhalten, und mir «einen breiten Rücken» wünschten. Da habe ich mein Rezept: Wenn jemand Dreck nach einem wirft, nicht abschütteln, trocknen lassen und mit der Zeit entsteht ein Panzer daraus.

In der gleichen Mail kündigen Sie an, bei den Gesamterneuerungswahlen der Wiler Exekutive in einem Jahr wieder antreten zu wollen. Ist das eine Flucht nach vorne?

Nein, es ist vielmehr ein Zeichen, dass ich meine Arbeit für unsere Stadt noch nicht als beendet sehe.

Wann haben Sie diesen Entscheid gefällt und warum?

Dieser Entscheid hat sich nach meinem ersten Amtsjahr abgezeichnet. Nach dieser Zeit war ich eingearbeitet und ich wusste, der Stadt Wil tut es gut, mindestens eine Vertretung aus der SVP im Stadtrat zu haben.

Was wollen Sie bei einer allfälligen zweiten Amtszeit anders machen?

Weiterhin bürgernah, dienstleistungsorientiert und mit Vertrauen zusammen mit dem BUV-Team unsere Stadt fit für die Zukunft machen.

Mit welchen Argumenten werden Sie um die Gunst der Wähler buhlen?

Dass ich volksnah bin und zuhören kann, eine Macherin bin und bleibe und natürlich auch nicht fehlerlos bin, denn nur, wer nichts macht, macht keine Fehler.

Ihre Kollegen Jigme Shitsetsang, Andreas Breitenmoser und Hans Mäder treten ebenfalls wieder an. Soll die Konstellation so bleiben wie bis anhin?

Ich meine, dass es wichtig wäre, dass es auch in der nächsten Legislatur Kontinuität gibt.

Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit im Wiler Stadtrat? Es soll ja nicht immer harmonisch zu- und hergehen.

Die Zusammenarbeit ist gut und kollegial. Wir pflegen miteinander einen rücksichtsvollen Umgang. Die Meinungen während der Stadtratssitzungen sind nicht immer die gleichen, aber nach Feilschen um Lösungen und mit der Abstimmung über das betreffende Geschäft wird die Haltung des Gremiums besiegelt und nach aussen kommuniziert.

In diesem Herbst wollen Sie mit Ihrer Kandidatur den Sprung in den Nationalrat schaffen. Würden Sie Bern also doch der Äbtestadt vorziehen?

Im Falle einer Wahl in den Nationalrat würde ich diese Legislatur noch als Stadträtin weiterführen, aber 2024 auf eine erneute Kandidatur verzichten. Beides miteinander könnte und möchte ich nicht ausüben, denn mir ist es ein Anliegen, dass auch meine Familie und das «Schaffä mit dä Händ» nicht zu kurz kommen.

In den vergangenen Wochen hat der Wiler Stadtrat viele Stürme durchschifft auf dem schwankenden Schiff. Welche Position haben Sie eingenommen?

Viele Stürme? Das ist übertrieben. Es gibt zwar manchmal einen höheren Wellengang, aber das Schiff ist sehr stabil.

Was sehen Sie am Horizont? Fährt das Schiff nun in ruhigere Gewässer?

Wenn wir als Stadtrat und als Parlament die konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit weiterführen, dann wird das Wiler Schiff auf Kurs bleiben, unabhängig von der Windstärke oder Gewittern.

Stadträtin
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Ursula Egli-Seliner